Predictive Maintenance – Ein regionales Thema?

Ist “predictive maintenance” ein globales Zukunftsthema oder ein regionales
Phänomen. Eine Analyse des globalen Suchvolumens lässt zumindest an der Verwendung des Begriffes zweifeln.

Predictive Maintenance - Ein globales Thema?

Predictive Maintenance ist als Schlagwort zumindest in der deutschen Industrie weit verbreitet. Aber eignet sich dieser Begriff auch für die internationale Vermarktung entsprechender Konzepte?

Hintergrund – Warum ich mir die Frage stelle?

Wenn ich einen neuen Beitrag schreibe oder ein Thema aufbereite, schaue ich mir im Vorfeld gerne das Suchvolumen unterschiedlicher Begriffe und Fragestellungen an, die in diesem Zusammenhang relevant sind. Neben der Relevanz einzelner Key Words lässt sich aus dieser scheinbar einfachen Analyse einiges ablesen. Nicht nur Trendverläufe sondern vor allem auch regionale Unterschiede sind hierbei interessant.

Für den Instandhaltungs- und Servicebereich finde ich eine Beobachtung besonders spannend,  die ich gerne einmal zur Diskussion stellen möchte.

Schaut man sich das globale Suchvolumen für predictive maintenance an, dann wird dieser Begriff anscheinend primär in Deutschland verwendet.

Predictive Maintenance – Was ist das überhaupt?

In Bezug auf zukunftsweisende Wartungskonzepte, sprechen wir im deutschsprachigen Raum gerne über „Predictive Maintenance“ oder „Condition Monitoring“.

  • Predictive Maintenance: Vorausschauende Instandhaltung mit Hilfe prognosebasierter Modelle
  • Condition Monitoring: Zustandsüberwachung von Maschinen, Anlagen oder Infrastruktur

Vermutlich verwenden viele diese Begriffe auch in der Annahme es hier mit globalen Begrifflichkeiten zu tun zu haben. Auch auf der Hannover Messe ist Predictive Maintenance ein bedeutendes Ausstellungsthema.

Globales Suchvolumen – Eine kurze Analyse

Wie bereits zu Beginn kurz erläutert, kann eine Analyse des Suchvolumens aus Marketingsicht sehr aufschlussreich sein. Insbesondere lässt sich damit sehr gut die Aktualität und die Verwendung einzelner Begriffe prüfen. Vorweg aber der Hinweis, für alle die wie ich, nicht in der SEO Welt zu Hause sind: Key Word Analysen haben immer eine relativ hohe Unschärfe und je nachdem, welches Tool man einsetzt, können die Unterschiede in absoluten Zahlen enorm sein. Wie aber gleich zu sehen sein wird, sind die Effekte so groß, so dass dies in diesem Fall zu vernachlässigen ist.

Begonnen habe ich mit dem SEO Tool Ahrefs. Mittlerweile habe ich dieses Tool echt lieben gelernt und aus meiner Sicht, sind dieses und vergleichbare Werkzeuge auch jenseits der Suchmaschinenoptimierung unheimlich nützlich. Aber das ist ein anderes Thema, das ich bei Gelegenheit noch einmal ausführlich erläutern werde.

In der folgenden Grafik also erst einmal das geschätzte, monatliche Suchvolumen in absoluten Zahlen:

Suchvolumen Predictive Maintance
Predictive Maintenace – durchschnittliches, monatliches Suchvolumen
Suchvolumen Condition Monitoring
Condition Monitoring – durchschnittliches, monatliches Suchvolumen

Bei der Betrachtung des durchschnittlichen, monatlichen Suchvolumen in absoluten Zahlen, wird folgendes sofort ersichtlich:

  • Es handelt sich um ein Nischenthema
  • Primär in Deutschland

Noch deutlicher wird es wenn statt absoluter Zahlen, relative Werte unter Einbeziehung der Einwohnerzahl angesetzt werden. Während die erste Feststellung nicht wirklich verwundert, so ist es doch zu hinterfragen, warum diese Begriffe fast ausschließlich in Deutschland von aktivem Interesse sind. Beim Blick auf diese Zahlen, stellte ich mir direkt folgende zwei Fragen:

  1. Handelt es sich bei diesen Begriffen etwa um „false friends“, also einen scheinbar englischsprachigen Begriff, den es gar nicht gibt wie „Handy“?
  2. Sind diese Themen nur in Deutschland relevant und der Rest der Welt hat die Bedeutung noch nicht erkannt?

Die erste Frage konnte ich relativ schnell beantworten. In der englischsprachigen Wikipedia wird eine relativ ausführliche Definition der Begriffe vorgenommen. Auch eine kurze Literaturrecherche mit Hilfe von Google Scholar deutet nicht darauf hin. Hierbei habe ich nach den jeweils ältesten Publikationen zu den beiden Begriffen gesucht.

  • Predictive Maintenance: SCOTT, D.; WESTCOTT, V. C. Predictive maintenance by ferrography. Wear, 1977, 44. Jg., Nr. 1, S. 173-182.
  • Condition Monitoring: PENMAN, J., et al. Condition monitoring of electrical drives. In: IEE Proceedings B-Electric Power Applications. IET, 1986. S. 142-148

Dem Anschein nach, beides englischsprachige Publikationen, von englischsprachigen Autoren. Von daher sind die Begriffe auch international anerkannt.

Für die Beantwortung der zweiten Frage, macht es Sinn sich einmal den zeitlichen Verlauf mit Hilfe von Google Trends anzuschauen.

Predictive Maintence - Trendbegriff?
Zeitlicher Verlauf der Suchanfragen für den Begriff “predictive maintenance”

Scheinbar wurde ab 2014 sehr viel Marketing für den Begriff gemacht. Interessant ist auch, dass es anscheinend auch enorme regionale Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern gibt.

Predictive Maintenance – Zukunftsthema oder Buzzword?

Während “predictive maintenance” für deutsche Ohren nach Zukunft klingt, hört sich “vorausschauende Instandhaltung” eher etwas angestaubt an. Selbst wenn es sich bei der zugrunde liegenden Frequenz- oder Schwingungsanalyse um ein althergebrachtes Verfahren handelt, wird so der Innovationscharakter gesteigert. Diesem Kniff begegnet man auch an anderer Stelle, denn aus vielen, einfachen Entscheidungsheuristiken, wird ganz schnell eine “künstliche Intelligenz”.

Beim Blick auf die Zahlen handelt es sich bei “predictive maintenance” um ein deutsches Modewort für Zukunftsthemen aus dem Bereich der Instandhaltung. Für eine internationale Marketingkampagne ist der Begriff aufgrund der geringen Verbreitung aber nicht geeignet. In der Kommunikation sollte hier eher auf die dahinter liegenden Konzepte wie z.B. “digital twin” oder “machine learning” gesetzt werden, da diese auch im englischsprachigen Raum als Zukunftsthemen gelten.

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