Aktualisiert am: 13.02.2022

Betriebsmittelkennzeichnung und Normung

Themengebiet

Service Engineering | Systems Engineering

Betriebsmittelkennzeichnung und Klassifizierung

Die Betriebsmittelkennzeichnung und Klassifizierung nach IEC 81346 und Ihre Bedeutung für Service und Instandhaltung.

Kennzeichnung elektrischer Betriebsmittel

Ein elektrisches System oder Anlage kann aus den verschiedensten Bauelementen, kompletten Baugruppen oder ganzen Geräten bestehen. Die Pflicht zur Betriebsmittelkennzeichnung ist Teil der regelmäßigen Prüfung gemäß der berufsgenossenschaftlichen DGUV Vorschrift 3. In Summe müssen also alle elektrischen Anlagen und Betriebsmittel geprüft und gekennzeichnet werden. Gerade für Praktiker, die mit der Erstellung von Schaltplänen betraut sind, ist die Kenntnis über die aktuelle Struktur und den Aufbau der Betriebsmittelkennzeichnung essentiell.

Was ist die EN 81346??

Grundlage für die Klassifizierung von Betriebsmitteln bildet die Norm EN 81346. Diese Norm beschreibt die Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung und gliedert sich in zwei Teile:

  • EN 81346-1: Allgemeine Regeln
  • EN 81346-2: Klassifizierung von Objekten und Kodierung von Klassen

Wie ist bei der Betriebsmittelkennzeichnung vorzugehen (EN 81346-1)?

Der erste Teil liefert eine Überblick wie im Rahmen der Betriebsmittelkennzeichnung vorgegangen werden sollte. Die hier erläuterten Elemente Objekt, Aspekt, Struktur und Referenzkennzeichen ist auf sämtliche Instandhaltungsobjekte übertragbar, die Gegenstand von Wartungs- und Reparaturtätigkeiten sind und können auch für die Strukturierung von Wartungsverträgen herangezogen werden.

Das Objekt ist der physische Gegenstand, der gekennzeichnet werden soll. Die Norm spricht in diesem Zusammenhang auch von Betrachtungseinheit. Je nach Lebenszyklusphase (Konstruktion, Installation, Wartung …) kann die Gliederung bzw. die Betrachtungstiefe natürlich variieren. Wichtig ist, dass alle sicherheits- und instandhaltungsrelevanten Eigenschaften erfasst werden können.

Der Aspekt ist beschreibt die Art und Weise, wie Informationen oder das Objekt selbst ausgewählt werden. Unter der spezifischen Betrachtungsweise ist demzufolge der Zweck der Betriebsmittelkennzeichnung zu verstehen. Drei wesentliche Aspekte lassen sich primär unterscheiden:

  • Funktionsaspekt (Was?)
  • Produktaspekt (Wie?)
  • Ortsaspekt (Wo?)

Unter Struktur ist der sachlogische Aufbau und Wirkzusammenhänge des technischen Systems zu verstehen. Welches Bauteil gehört also zu welcher Baugruppe. Üblicherweise wird dies über Strukturstücklisten abgebildet. Es ist aber nicht immer der Fall, dass die Betrachtungsweise der Konstruktion mit der Instandhaltungssichtweise übereinstimmt.

  • Funktionsbezogene Struktur (vgl. Funktionsmodell)
  • Produktbezogene Struktur (vgl. Strukturstückliste)
  • Ortsbezogene Struktur (vgl. Lageplan)

Das Referenzkennzeichnen dokumentiert schlussendlich die vorangegangen Überlegungen zur Struktur uns Aspekten des Systems und ist dem demzufolge die eigentliche Kennzeichnung.

Abhängig vom Aspekt werden die verschiedenen Vorzeichen vergeben.

  • ( = )für Funktion
  • ( – ) für Produkt
  • ( + )für Ort

Wie werden die Objekte eingruppiert und welches Kennzeichen ist anzubringen (EN 81346-2)?

Vor allem der zweite Teil der Norm ist für die eigentliche Durchführung der Betriebsmittelkennzeichnung relevant und gibt Auskunft darüber welche Kennbuchstaben anzubringen sind. Diese wurden aus der DIN 6779-2 übernommen, die mittlerweile zurückgezogen wurde und somit nur noch die EN 81346 Gültigkeit besitzt.

Tabellen der Haupt- Unterklassen

Das Kennzeichnungsschema ist in zwei bzw. mittlerweile 3 Gliederungsebenen aufgeteilt. Die Hauptklassen A – Z, wobei X und Y noch nicht vergeben sind. Jede Hauptklasse hat wiederum mehrere Unterklassen. Maßgebliches Unterscheidungskriterium ist die Aufgabe des Objekts innerhalb des Systems. Zu beachten ist allerdings, dass die Norm seit 2019 bzw. 2020 in einer neuen Fassung vorliegt und somit die aktuelle Version verwendet werden sollte. Im Vergleich zum Vorgänger wurden zum Teil Klassen gelöscht oder ergänzt und auch der Zuordnungsgedanke hat sich ein wenig verändert. So wurden beispielsweise die Klassen A und V gelöscht. Durch die Einführung der 3. Gliederungsebene ist nun auch eine viel detailliertere Unterscheidung möglich. Dadurch wird aber auch die Arbeit mit der Norm etwas komplexer.

Anwendung der EN 81346 in Systems Engineering, Instandhaltung und Service

Technische Systeme, deren Funktionsweisen und Abhängigkeiten zu gestalten und zu beschreiben ist Aufgabe des System Engineerings. Stehen primär, wie im Falle von technischen Dienstleistungen, die Servicefunktionen im Vordergrund, kann in diesem Zusammenhang auch von Service Engineering gesprochen werden. Effiziente Service- und Instandhaltungsprozesse setzen nicht nur eine eindeutige Kennzeichnung des Instandhaltungsobjektes voraus, sondern eine strukturierte Instandhaltungs- und Serviceorganisation wird dadurch erst ermöglicht.

Deshalb sollte sich auch der Instandhaltungs- und Servicebereich intensiv mit der Betriebsmittelkennzeichnung gemäß EN 81346 befassen und Equipmentstrukturen entsprechend abbilden. Gerade vor dem Hintergrund, dass bei prädiktiven und Daten-Analyse beruhenden Instandhaltungsstrategien, die Sensorik einen immer höheren Stellenwert einnimmt.

Abbildung der Betriebsmittelkennzeichnung in Softwaresystemen

Es sollte sichergestellt sein, dass die Betriebsmittelkennzeichnung auch in allen verwendeten Softwaresystemen und Anwendungen in gleicher Weise abgebildet ist.

  • PLM-System: Die PLM Anwendung sollte im Idealfall der Single Point of Truth sein
  • Konstruktionsanwendungen: Hier sollten aktuelle Informationen gepflegt werden können, die sich dann im PLM System wiederfinden
  • Instandhaltungssoftware: In der Instandhaltungssoftware und CMMS sollten Asset spezifische Informationen ergänzt werden können.

Quellen: